Der Mensch besitzt mehr als 5000 unterschiedliche Bakterienstämme, die bis heute sequenziert wurden, auch wenn sich nur ein kleiner Anteil dieser Stämme im Labor anzüchten läßt.

Insgesamt besiedeln etwa 100 Milliarden Bakterien den Menschen, der selbst nur aus ca. 10 Milliarden Zellen besteht. Forscher gehen inzwischen davon aus, dass mehr als 95% aller genetischer Informationen unseres Körpers nicht humanen Ursprungs ist, sondern sich aus Bakterien, Viren und Pilzen ableitet. Dabei besitzt das menschliche Genom ca. 22.000 Gene, wogegen für unsere Mikroflora bisher bereits mehr als zwei, wahrscheinlich aber bis zu acht Millionen Gene bereitstehen.

Ohne diese Vielfalt der uns besiedelnden protektiven Mikroorganismen gäbe es keine lebenden Organismen; denn diese finden sich genauso in der Tierwelt, auf Pflanzen und im Wasser, wo sie jeweils wichtige Schutzmechanismen zur Entgiftung und zum Milieuerhalt wahrnehmen. Ein Hauptproblem unseres heutigen Lebensstils ist die Aufnahme von Umweltschadstoffen, also von giftigen oder direkt den Körper schädigenden Stoffen und Molekülen. Giftige Schadstoffe in der Nahrung, dem Trinkwasser und der Atemluft umfassen beispielsweise Hormon- und Antibiotika-enthaltende Fleisch- und Fischprodukte, Pestizide und Herbizide in Obst und Gemüse, sowie die Schwermetallbelastungen der Luft und unserer Böden.

Drei unseren Körper schützende Organe sind dabei direkt betroffen: die Haut, die Lungen und der Darm. Diese drei Organe haben eine für sie kennzeichnende Gemeinsamkeit: Sie sind in dauerhaftem und direktem Austausch mit unserer Umwelt und deren spezifischen Umweltbedingungen. Die Haut steht im Austausch mit der Luft (und allen in ihr enthaltenen Giftstoffen, wie Abgase, Schwermetalle, versprühten Pestiziden, Herbiziden und unterschiedlichen Strahlungspartikeln). Darüber hinaus interagiert unsere Haut mit allen flüssigen und festen Stoffen, die mit ihr in Berührung kommen. Die Lunge steht im Austausch mit der Atemluft und den in der Luft enthaltenen Giftstoffen. Unser Magen-Darm-Trakt muss sich mit allen über ihn aufgenommenen flüssigen und festen Nahrungsbestandteilen auseinandersetzen. Hierzu gehören unter anderen Fleisch und Fisch aus Tierbeständen, die durch Tiermast mit Hormonen und Antibiotika behandelt wurden.

Der Verzehr derartiger Nahrungsmittelprodukte kann nachhaltig die Abwehrsysteme unseres Körpers schädigen. Gemüse und Obst aus nicht biologischem Anbau sind fast immer mit Herbiziden und Pestiziden verseucht, die erheblichen Schaden in unseren gesunden Körperzellen ausüben können. Schwermetalle aus der Luft, dem Boden und im Wasser sind oft ebenfalls Bestandteil unserer täglichen Nahrungskette. Aber auch in textilen Kleidungsstoffen und in Medikamenten (Impfungen!) finden sich sehr häufig Schwermetall-belastete Nanopartikel, die gleichfalls in erheblichem Maße zu chronischen Erkrankungen beitragen können. Ein gemeinsames Angriffsziel aller drei Organe (Haut, Lunge und Magen-Darm-Trakt) ist die durch sie gebildete natürliche Schutzbarriere, die sowohl auf der Haut als auch in Form von Schleimhäuten in unserem Atem- und Magen-Darmtrakt existiert. Diese Schutzbarrieren verhindern unter normalen Umständen das Eindringen oder auch die Aufnahme hoher Dosen von Umwelttoxinen.

Bei Verletzung dieser Schutzbarrieren werden die betroffenen Organe erheblich mit Schadstoffen belastet. Bei fortgesetzter Aufnahme dieser Fremdstoffe reagiert unser Immunsystem mit andauernder Entzündung, was zu chronischen Erkrankungen wie Krebs, Allergie, Autoimmunerkrankungen und neurologischen Schädigungen (Alzheimer, Parkinson) führen kann. Ein Hauptbestandteil der natürlichen Schutzbarrieren auf der Haut, im Atmungs- und Verdauungstrakt besteht aus kommensalen Bakterienstämmen. Dies sind protektive, den Menschen und seine Körperfunktionen schützende Bakterien, wie beispielsweise Lactobazillen und Bifidobakterien, aber auch Cyanobakterien.

Diese Bakterien sind maßgeblich an der Integrität und Unversehrtheit unserer Schutzbarrieren beteiligt. Die Verletzung einer dieser lebenswichtigen Schutzbarrieren erfolgt nun beispielsweise dadurch, dass die in Fisch und Fleisch enthaltenen Antibiotika oder durch die auf Gemüsen und Obst anhaftenden Pestizide unsere protektiven Bakterien abtöten und damit die natürliche Schleimhaut immer mehr ausdünnen. Irgendwann bricht diese natürliche Barriere zusammen und die nunmehr entstehenden Poren erlauben dann den direkten Zutritt von Schadstoffen in unseren Körper. Hierdurch erfolgt eine Aktivierung von Zellen unseres Immunsystems, die in großen Mengen die Wände des Magen-Darm-Traktes besiedeln. Eine fortdauernde Aktivierung dieser Immunzellen durch in die Darmwand einwandernde Giftstoffe bedingt dann eine chronische Entzündungsreaktion in unterschiedlichsten Organsystemen des Körpers.

Chronische Entzündungen können irgendwann auch zur Instabilität unseres Erbgutes (der Chromosomen und deren DNA) führen und über DNA-Veränderungen (sogenannte Mutagenese) zur Krebsentwicklung. Anheftung von Schadstoffen an bestimmte Antigen-präsentierende Zellen des Immunsystems können autoimmune Erkrankungen wie Diabetes, Colitis, Crohn, Psoriasis, Rheuma, Lupus und andere auslösen. Durch die zwischen Gehirn und Darm bestehende Verbindungen von Nervenbahnen (Vagusfasern), die sogenannte „brain-gut-axis“, können diese Schadstoffe auch –nach Zusammenbruch der Schutzbarriere- direkt in unser Gehirn wandern und an unterschiedlichen Stellen des Zentralnervensystems Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Multiple Sklerose oder ALS (amyotrophe Lateralsklerose) auslösen. Diese Beispiele zeigen, wie essentiell die protektiven Bakterien unserer Schleimhäute den Menschen vor chronischen Erkrankungen schützen. Ferner bilden diese protektiven Bakterien durch enzymatischen Umbau essentielle Vitamine (Vitamin A, Vitamin B, etc.) und wichtige kurzkettigen Fettsäuren, die entscheidend unseren Stoffwechsel mitgestalten.

Eine veränderte Bakterienflora im Darm wird demzufolge inzwischen auch mit Diabetes, Fettleibigkeit und mit psychischen Symptomen wie Depression und Autismus in engen Zusammenhang gebracht. Bakterien bestimmen nämlich in großem Maße, wie unser Zucker, Kohlehydrat, Fett- und Proteinstoffwechsel abläuft. Ein gestörtes Mikrobiom des Darmes wandelt Zucker und Kohlehydrate anders um, als ein normales Mikrobiom.

Hierdurch entstehen eine Reihe entzündlicher Proteine, die direkt Krankheiten wie Rheuma, Darmentzündungen, Fibromyalgie, Hautekzeme etc. verursachen. Der Darm entscheidet so auch zum Teil darüber mit, welche Neurotransmitter im Gehirn wirken und beeinflusst insofern, ob wir glücklich oder depressiv sind. Viele Patienten können aufgrund ihres Mikrobioms nicht abnehmen.

Ihr Anteil an bestimmten Bakterien (Firmicutes) ist einfach zu hoch, der Anteil der Bifidobakterien zu gering. Damit werden zu viele Kalorien aus der Nahrung absorbiert, eine Diät muss scheitern! Es kommt also darauf an, eine gesunde ausgewogene Flora an Bakterien zu besitzen, um den natürlichen Stoffwechsel zur Erhalt unseres körperlichen Wohlbefindens aufrecht erhalten zu können. Wie können wir uns nun vor diesen Gefahren der Zerstörung unserer Schutzbarrieren und den damit im Zusammenhang stehenden Erkrankungen schützen?